Alles ist heutzutage ‚smart‘. Ein Eintrag des Wortes ‚smart‘ in das Suchfeld der bekannten Suchmaschine ergibt rund 1.930.000.000 Ergebnisse innerhalb von 0,47 Sekunden. Beeindruckend. Auch wenn natürlich einige Einträge dem Automobil gleichen Namens zugeordnet werden müssen: am Thema Digitalisierung kommt kein Unternehmen vorbei.
So war das Motto unseres Führungssymposiums – ‚Digitalisierung – Implikationen für die Führungskultur‘ – gut gewählt und topaktuell.
Mit Markus Besch und Tobias Ködel hatten wir gleich zwei Impulsreferenten gewinnen können, die sich der Digitalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven genähert haben.
Besch, Vorstand der NextDBI AG aus Nürtingen, zeichnete unter dem Titel ‚Werte und Kultur im Digitalen Zeitalter‘ die großen Linien der Veränderung im Allgemeinen und der Digitalisierung im Besonderen. ‚Innovation und Wandel gab es schon immer‘, so Besch. Allerdings habe die Veränderungsgeschwindigkeit rasant zugenommen.
In einer Zusammenfassung zeigte Besch acht Imperative digitaler Transformation in den folgenden Bereichen:
1. Kunde –> „User Experience“ over „Feature“
2. Organisation –> „Big is beautiful. Although not always”
3. Geschäftsmodell –> Digitale Hebel lassen klassische Assets glänzen.
4. Kultur –> „Culture eats strategy for breakfast.”
5. Ecosystem –> Eco (-System) -> Ego (-Brands)
6. Innovation –> Innovation = Idee x Kommerzialisierung
7. Kommunikation –> Interaktione, Kooperation, Demut … aber mit Speed
8. Mut –> Machen!
Sie bildeten gleichsam die perfekte Überleitung für Tobias Ködel, Head of Leadership 2020 bei der Daimler AG. In seinem ebenfalls mitreißenden Vortrag ‚Change the game‘ schilderte Ködel aus der Praxis der Daimler AG, wieviel Mut und Kommunikation nötig sind, um eine Kulturänderung in einem Konzern von fast 300.000 Mitarbeitern nicht nur zu initiieren, sondern nachhaltig zu etablieren.
Im einzelnen erläuterte Ködel sodann die einzelnen Elemente der „Game Changer“ bei Daimler (siehe Grapfik links; (c) Daimler).
Beide Kurzvorträge lieferten eine Vielzahl von hervorragenden Impulsen zu Themen wie Change-Management, Umgang mit Ängsten und Widerständen sowie Partizipation und Empowerment.
Diese Impulse wurden im Rahmen eines – von Barbara Kothe wieder sehr professionell und souverän moderierten – World-Café-Formats von den Teilnehmern aufgenommen und diskutiert: „Eine tolle Idee um schnell in Kontakt mit anderen Teilnehmern zu kommen – eine sehr interessante Auflockerung“. „Es war es eine wirklich schöne Atmosphäre und Gelegenheit für sehr interessante Gespräche.“
Die Ergebnisse und Fragen an die Referenten wurden dokumentiert und in einer abschließenden Fragerunde vertieft.
Derart mit geistiger Nahrung versorgt war es an der Zeit, in informeller Runde die Gespräche bei leckeren schwäbischen Maultaschen und einer guten Tasse Kaffee fortzusetzen.
Das Netzwerken und der Austausch von Erfahrungen im Umgang mit den verschiedenen Aspekten der Digitalisierung nahm – wie gewünscht – einen breiten Raum ein und wurde von den Teilnehmern sehr geschätzt.
Im Anschluss an die Mittagspause standen die sogenannten Best Practise Impulse (BPI) auf dem Programm. Nicht das ‚Könnte‘, ‚Sollte‘ und ‚Müsste‘ steht bei diesem Format im Vordergrund, sondern Erfahrungsberichte aus der Praxis von mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern stehen im Zentrum der BPI. Insgesamt hatten die Gäste zehn verschiedene BPI zur Auswahl, die – von einer Kaffeepause unterbrochen – in zwei Runden zu je fünf BPI angeboten wurden.
Die BPI hatten führungs- und personalnahe Themen aus den jeweiligen Unternehmen zum Inhalt, wie zum Beispiel ‚Organizational Debt – der Preis fehlender Agilität‘ oder ‚Warum ‚Disruptive Geschäftsmodelle‘ eine Strategische Personalplanung erfordern.‘ Nach jeweils rund halbstündigen Impulsvorträgen hatten die Teilnehmer hinreichend Gelegenheit, sich untereinander und mit den Referenten bzw. Referentinnen auszutauschen. Aus der Erfahrung und dem Feedback zu den ersten vier Symposien wissen wir, dass gerade diese Praxisberichte einen großen Nutzen für die Teilnehmer stiften. „Besonders hat mir gefallen, dass hier Unternehmer und Führungskräfte vortragen, und so offen über laufende Prozesse und strategisch-relevante Entscheidungen sprechen. Gerne weiter so!“, so ein begeisterter Teilnehmer.
Nach den BPI präsentierten wir mit dem vorletzten Programmpunkt einem weiteren Höhepunkt des Tages, nämlich die Auszeichnung von Unternehmen im Rahmen des BMM-AWARD 2017. Der Autor eröffnete als Vorsitzender der Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. die Preisverleihung mit einigen Erläuterungen zum BMM-AWARD.
Der BMM-AWARD für ‚Bestes Management im Mittelstand‘ wurde im Jahr 2017 bereits zum vierten Male verliehen. Es geht uns als Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. dabei darum, dem Erfolgsfaktor Führung/ Management die systematische Aufmerksamkeit zu widmen, die er verdient. Es ist seit langem und vielfach empirisch belegt, dass die Aspekte einer partizipativen und werteorientierten Führungskultur (z.B. Teamorientierung, Veränderungsfähigkeit, Fairness, Förderung, Stolz auf die Arbeit als solche u.a.) einen erheblichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben.
Der letztendliche Prüfstein der Qualität der Unternehmensführung ist schließlich die erzielte Leistung. Und so knüpfte Kohlhaas nochmal an den Vortrag von Tobias Ködel an: „Am Ende kann ich den Erfolg unserer neuen Führungskultur nur am Produkterfolg messen“, sagte der Daimler – Personalvorstand Wilfried Porth. „Ziel ist immer: Ein besseres Produkt für unsere Kunden und das schneller als der Wettbewerb.“
(Zitiert nach: http://www.horizont.net/marketing/nachrichten/Leadership-2020-Wie-Daimler-den-Kulturwandel-anstoesst-143745)
Nun fällt der Erfolg nicht anstrengungslos oder gar ‚einfach so‘ vom Baum, Erfolg in einer Organisation geschieht nicht automatisch oder ‚naturally‘ : “Only three things happen naturally in organizations: friction, confusion, and underperformance. Everything else requires leadership.“ (Peter Drucker; https://www.goodreads.com/author/quotes/12008.Peter_F_Drucker)
Der BMM-AWARD für Bestes Management im Mittelstand bewertet systematisch genau dieses ‚Leadership‘. Es geht konkret darum, die Erfolgsfaktoren, also die systematischen Ansätze und Verfahrensweisen in den Kategorien Führung, Strategie und Mitarbeiter zu beschreiben und schließlich zu bewerten.
Vor diesem Hintergrund sind wir als Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V. stolz, dass Siegfried Gänßlen in diesem Jahr erstmals die Auszeichnungen in seiner Eigenschaft als erster Vorsitzender des renommierten ICV (Internationaler Controller Verein e.V.). vorgenommen hat. Siegfried Gänßlen ist der ehemalige CEO der Hansgrohe SE in Schiltach. Den ICV konnten wir für 2017 als Schirmherrn für den BMM-AWARD gewinnen.
Die nachstehenden Bilder zeigen die glücklichen Gewinner nach der Preisverleihung, jeweils mit der Biathlon Olympiasiegerin Kati Wilhelm (v.l.n.r. Stefan Stark (Solutronic GmbH; Kategorie Best Newcomer); Harald Koch (contempo Personal, Kategorie Business); Herbert Zahnen (Zahnen Technik GmbH, 1. Sieger in der Kategorie Business)).
Den letzten Programmpunkt bildete schließlich ein spannender Vortrag von Kati Wilhelm: ‚Entscheidungen treffen – Ziele erreichen‘.
Kati Wilhelm weiß, was es heißt, tagtäglich mit enormem Druck umzugehen. Sie bewies in ihrer Biathlonkarriere allzu oft, wie man komplexe Situationen analysiert und in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällt. Denn Entscheidungen spontan, unter Druck und ohne Hilfe von außen zu treffen, gehört zum Biathlon wie Ausdauer, Ehrgeiz und genug Patronen im Magazin.
Es waren allerdings nicht nur die ‚operativen‘ Entscheidungen im Wettkampf, die für uns Teilnehmer so spannend waren. Es waren vor allem die grundsätzlichen Weichenstellungen in Ihrer Karriere, die Kati Wilhelm für uns so interessant machte. Sei es der Wechsel des langjährigen Ausrüsters, die neuen Trainingsimpulse nach dem Wechsel des Trainers oder der Wechsel vom Biathlon Leistungszentrum Oberhof zu eben jenem in Ruhpolding. Kati Wilhelm hat den Ratschlag von Mahatma Gandhi verinnerlicht, allerdings in ihrer persönlichen Variante deutlich beschleunigt:
„Wenn du etwas 2 Jahre lang gemacht hast, betrachte es sorgfältig!
Wenn du etwas 5 Jahre lang gemacht hast, betrachte es misstrauisch!
Wenn du etwas 10 Jahre lang gemacht hast, mache es anders.“
Jede dieser Veränderungen war von Unsicherheiten und Widerständen begleitet. Die Umsetzung erforderte Mut und Beharrungsvermögen, war aber für Kati Wilhelm zugleich ein enormer Antrieb, es allen zu zeigen.
Für diese und andere inspirierenden Gedanken bedankte sich Gabriele Heinzelmann im Namen der Manufaktur. Damit ging ein spannendes Führungssymposium zu Ende, das mit anregenden Gesprächen und einem kleinen Imbiss ausklang.
Wir freuen uns bereits heute auf mutige, verbesserungswillige Unternehmen als Teilnehmer am BMM-AWARD 2018 und auf ein Wiedersehen beim 5. Führungssymposium am Dienstag, den 13.11.2018.
Herzlichst Ihr
Michael Kohlhaas
(Vorsitzender des Vorstands der Manufaktur für Führungskultur im Mittelstand e.V.)
alle Fotos: © Ralf Jankovsky/ kwik Werbeagentur