„Kontrolle ist die Droge der schwachen Führung“ – ein Missverständnis

Ich hatte dieser Tage eine spannende Diskussion mit Felix Weber auf LinkedIn zum Thema Kontrolle und Vertrauen (https://tinyurl.com/3jbht2bb). Getriggert hatte mich in der Tat die o.a. reißerische Überschrift.

Sehr verkürzt zusammengefasst vertritt Weber die Auffassung, dass Kontrolle ein Zeichen schwacher Führung ist, weil sie Ausdruck eines Misstrauens sei. „Wer nicht zulässt, dass Menschen aus eigener Kraft scheitern, wird nie erleben, wozu sie aus eigener Kraft fähig sind.“

Wortreich und mit nicht wenigen Gemeinplätzen begründet er seine Sicht der Dinge: „Eine bestimmte Zielgruppe verschließt sich konsequent der Option, Führung auf Vertrauen aufzubauen. Stattdessen wird mit erstaunlicher Vehemenz ein Kontrollverständnis aus den Siebzigern verteidigt – als gäbe es Wissensarbeit, Komplexität, VUCA/BANI und selbstorganisierte Teams schlicht nicht.“

Stimmt diese Gleichsetzung überhaupt, Kontrolle = Misstrauen? Oder ist sie lediglich eine individuelle Konstruktion, ein persönliches Kopfkino?

Für mich ist Kontrolle nicht notwendigerweise ein Ausdruck von Misstrauen, sondern eine unabdingbare Führungsaufgabe, um der Führungsverantwortung gerecht zu werden

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ ist eine Redewendung, die dem russischen Politiker Lenin zugeschrieben wird. Der Ausspruch ist in seinen Werken allerdings nicht vorhanden. Er beruht auf dem russischen Sprichwort „Dowerjaj, no prowerjaj“, zu Deutsch „Vertraue, aber prüfe nach“.

Ich möchte Ihnen ein alternatives Konzept anbieten, um Missverständnisse auszuräumen, die aus der Beilegung von Bedeutungen zu Begriffen herrühren. Vielleicht nähern wir uns auf dieser Weise einem gemeinsamen Verständnis.

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New Work, New Normal, New What? – Future of Work

Unternehmen sprangen auf den New-Work-Zug auf, ohne zu wissen, wohin die Reise tatsächlich geht. Ein update zu drei Mythen über die neue Arbeitswelt, die Carlos Frischmuth, MD bei der internationalen Personalberatung Hays, in einem am 03.01.2022 erschienen Artikel formulierte (New Work, New Normal, New What?).

Ja, es ist der Carlos Frischmuth, der als Autor im Jahr 2021 das erfolgreiche FAZ-Buch „New Work Bullshit: was wirklich zählt in der Arbeitswelt“ veröffentlichte.

Befeuert durch die Corona- Regeln der Jahre 2020 und 2021, redeten wir seit einigen Jahren über New Work und die Veränderung der Arbeitswelt. Das Pendel schien mir schon immer ein wenig zu weit ausgeschlagen zu sein und kommt jetzt mit einiger Wucht zurück.

„Wir kommen aus einer Phase, in der Kultur mit maximaler Mitarbeiterorientierung gleichgesetzt wurde. Da sind romantische Vorstellungen entstanden, dass wir nur noch vier Tage arbeiten müssen, uns den Job frei aussuchen können und so gestalten, wie er uns passt. Diese Vorstellung war realitätsfern.“ (Inga Dransfeld-Haase, BPM-Präsidentin am 07.01.2025 im Interview „HR steht am Scheideweg“ | haude.de/ personal)

Ich möchte die drei Beispiele von Frischmuth aus der New-Work-Debatte aufnehmen und Ihnen aufzeigen, wo wir uns jetzt, vier Jahre nach dem o.a. Artikel befinden, wenn wir von Remote-Arbeit, selbstführenden Teams und Sinnstiftung sprechen.

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Zahlen sind Motivationskiller – nee, oder?

Ich muss mich bei meinem Kunden entschuldigen, ich habe alles falsch gemacht. Nach der Strategieklausur vom vergangenen Wochenende fiel mir der Artikel von Jeannine Budelmann vom 07.01.2023 aus der WiWo online in die Hände:

„Viele Manager führen ihre Belegschaft über KPIs – in der Hoffnung, dass die richtigen Nummern in der Exceltabelle sie schon antreiben. Das ist dumm. Denn um Mitarbeiter zu motivieren, kommt es auf etwas ganz anderes an.“

Mitarbeiter richtig motivieren: Zahlen und Zielvorgaben töten die Motivation

Bei der Lektüre des Artikels stellte sich mir allerdings die Frage, wer denn eventuell dumm ist, neu.

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Choice and Focus

„Das Wichtige vor dem Dringenden tun“ ist das Kernprinzip der Eisenhower-Matrix, einer Methode zur Priorisierung, die Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit einteilt. Das Ziel ist es, den Fokus auf die Aufgaben zu legen, die auf die eigenen Ziele einzahlen (wichtig) und nicht (nur) auf solche, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern (dringend).

Der größte Produktivitätsverlust in Unternehmen entsteht nicht durch fehlende Ressourcen, sondern durch fehlende Priorisierung. Menschen beginnen ihren Arbeitstag oft mit E-Mails, Telefonaten oder organisatorischem Kleinkram. 60 % der Wissensarbeiter verbringen laut Atlassian-Studie (2023) die ersten zwei Stunden (i.e. ca. 20% der täglichen Arbeitszeit!) mit reaktiven Tätigkeiten, die keinen direkten Bezug zu (strategischen) Zielen haben. Damit verschiebt sich der Fokus vom Wesentlichen zum Dringenden. Entscheidungen und Diskussionen folgen demselben Muster: Es wird über Nebenthemen gestritten, die mit dem eigentlichen Ziel nichts zu tun haben, aber wertvolle Zeit absorbieren.

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